Was immer wir auch verlieren, es hinterlässt Spuren. In uns, aber auch um uns. Einiges davon hüten wir vielleicht wie einen Schatz, anderes wollen wir lieber abschütteln. Ein altes Foto, ein Möbelstück, ein Brief. Was erzählen uns die Überreste unserer Verluste? Was kann jemand anderes in ihnen lesen?
In einer “Sammlung der schier verlorenen Dinge” versammelt das Kollektiv mikro-kit Fundstücke realer persönlicher Verluste und versieht sie mit einer fiktiven Provenienz. Aus womöglich schmerzhaften Leerstellen entsteht etwas Neues, Spuren anderer werden zur Inspiration für eigene Geschichten – und legen so vielleicht sogar Verluste frei, die vorher verschüttet waren.
Bei unserer Sammlung handelt es sich um eine interaktive Ausstellung, die erstmals vom 14. bis zum 16. Oktober 2022 auf dem Literaturfestival “Archäologie des Verlust” im Roten Salon der Volksbühne Berlin zu sehen war. In einem Call for photos hatten wir alle Interessierten eingeladen, uns anonym und unkommentiert Bilder von Objekten zu schicken, die entweder ganz konkret oder auch symbolisch im Zusammenhang mit einem persönlichen Verlust stehen. Das konnte ein Familienerbstück sein, ein eingedellter Kronkorken, ein Häufchen Sand. Was kann man alles verlieren? Einen Menschen, eine Freundschaft, ein Zuhause, eine Gewissheit, eine Fähigkeit? Im Anschluss schrieben die Besucher:innen und die Autor:innen des Festivals in einem fikitiven Rekonstruktionsprozess die Geschichte, die hinter den eingesandten Fotos stecken könnte. Mal ausschweifend, mal fragmentarisch, mal nüchtern, mal poetisch.
Die Ausstellung war während des gesamten Festivals zugänglich und konnte stetig erkundet und erweitert werden. In unserem Workshopformat “Offene Sammlung” hatten die Beteiligten und die Besucher:innen des Festivals zusätzlich die Möglichkeit, mit den Kurator:innen der Sammlung ins Gespräch zu kommen und die zusammengetragenen Fundstücke näher zu erforschen. An verschiedenen Stationen konnte untersucht, recherchiert und kreativ bearbeitet werden. Eine Publikation in der Literaturzeitschrift “Akzente” des Carl Hanser Verlags, die Ausschnitte der Sammlung zeigen soll, ist für 2023 in Planung.
Sammlung der schier verlorenen Dinge
Erstmals präsentiert im Rahmen des Literaturfestivals “Archäologie des Verlusts” Vom 14. bis zum 16. Oktober 2022 im Roten Salon der Volksbühne Berlin Ein Projekt von Lydia Dimitrow, Magali Tosato, Larissa Jenne und Benjamin Dimitrow
Foto: Christian Schulz